Der Ortsverband Alsdorf-Herzogenrath-Würselen des Deutschen Kinderschutzbundes musste seinen Dienst „Ambulante Hilfen“ einstellen
Von Sascha Schiffer, Supersonntag 03.09.2017
Vor Ort sein wo es Probleme gibt und hilfsbedürftige Familien in ihrem Alltag unterstützen. Die Ambulanten Hilfen sind eine der wesentlichen Aufgaben des Deutschen Kinderschutzbund Ortsverbands Alsdorf-Herzogenrath-Würselen gewesen, zumindest für die letzten 30 Jahre. Denn einer solchen Arbeit kann nur nachgegangen werden, wenn die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung stehen und dies ist nach drei Jahrzehnten nun nicht mehr der Fall. „Daher mussten wir leider die Entscheidung fällen und unser Angebot der Ambulanten Hilfen vor einem Monat einstellen“, sagt Jürgen Schulz-Wachler, 1. Vorsitzender vom Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Alsdorf-Herzogenrath-Würselen.
SCHULD DARAN SEIEN LAUT SCHULZ-WACHLER VOR ALLEM EINBUßEN IN DREI VERSCHIEDENEN BEREICHEN: „ZUM EINEN WIRD DAS SPENDENAUFKOMMEN IN DEN LETZTEN JAHREN IMMER WENIGER.
Es gibt mittlerweile so viele unterschiedliche Spendenaktionen von Vereinen und Organisationen, so dass manche auf der Strecke bleiben, darunter wir.“ Zum anderen generiere man weniger Einnahmen aus richterlich angeordneten Bußgeldern, die Straftäter an gemeinnützige Organisationen spenden sollen. „Der Staat sackt nämlich immer mehr Gelder selber ein“, sagt der Vorsitzende. Das gleiche Problem, das man mit dem Staat habe, habe man aber leider auch mit der Stadt: „Von der Stadt Würselen bekommen wir leider auch immer weniger Hilfen. Das liegt daran, dass die Stadt zwei neue Mitarbeiter im Jugendamt eingestellt hat, die sich nun um einen ähnlichen Bereich wie unsere Ambulanten Hilfen kümmern“, erklärt Schulz-Wachler. Die Stadt mache diese Arbeit lieber in Eigenregie, da sie damit Gelder einspare, so Schulz-Wachler. „Wir arbeiten immerhin mit hoch qualifiziertem Personal. In der Hochzeit hatten wir fünf Pädagogen, zum Schluss waren es nur noch drei“, sagt der Vorsitzende. Nach der Schließung der Ambulanten Hilfen musste man von diesen drei Pädagogen zwei entlassen. Eine Fachkraft konnte glücklicherweise noch in einem anderen Bereich untergebracht werden, berichtet Schulz-Wachler über die Konsequenzen der Schließung.
Dank an Unterstützer
„Trotzdem wollen wir uns vor allem bei den Bürgern für ihre Unterstützung in den letzten Jahren bedanken“, betont Schulz-Wachler, der als Beispiel die Spendenaktion beim Örtlichen Edeka Bellefroid hervorhebt: „Dort hängt eine Spendendose neben den Pfandautomaten, wo die Leute ihre Pfandbons als Spende für den Kinderschutzbund reinwerfen können.“ Leider war dies nicht genug, um den Dienst der Ambulante Hilfen aufrecht zu erhalten. Für den Vorsitzenden jedoch kein Grund, nicht schon nach vorne auf neue Aktionen und Projekte zu blicken. „In Zukunft wollen wir uns mit den Würselner Vereinen zusammensetzen, die momentane Lage besprechen und auf weitere Unterstützung hoffen“, sagt Schulz-Wachler. Zudem wolle man nun den Fokus auf andere Aspekte der Kinderschutzbund-Arbeit richten, wie die Familienpaten. „Die Familienpaten begleiten unter anderem Familien mit Problemen sowie geflüchtete Familien und unterstützen sie bei Behördengängen, Einkäufen oder im Haushalt“, sagt Schulz-Wachler, der sich auch auf weitere Paten freuen würde. Ein weiteres wichtiges Thema in dem Schulz-Wachler Kapazitäten sieht, ist die Integration. Für ein neues Projekt habe er daher auch schon Kontakt mit Ahmet Özdemir aufgenommen. Der Marketing-Manager und Dozent an der Fachhochschule Köln ist ebenfalls Buchautor und hat mit „Ali & Anton“ sein erstes Kinderbuch geschrieben, dass das Thema Integration behandelt. „Mit ihm wollen wir dann in Kindergärten und Grundschulen gehen und aus dem Buch vorlesen“, sagt Schulz-Wachler, der den Kindern dieses Thema gern näher bringen möchte.