Würselen. Das erfolgreiche Projekt „Gouleykids“ des Kinderschutzbundes in Würselen Morsbach ist in Corona-Zeiten aufgestockt und um den Internetaspekt erweitert worden.
Zwar sind die Grundschulen seit Ende Februar wieder auf, das digitale Lernen hat damit aber kein Ende. Im Gegenteil: Es nimmt weiter Fahrt auf. „Gerade bei der zweiten Schulschließung haben wir gemerkt, dass viele Kinder dabei noch viel Unterstützung brauchen“, sagte Laura Keller. Sie gehört zum sozialpädagogischen Team des Stadtteilbüros Morsbach des Kinderschutzbundes Alsdorf-Herzogenrath- Würselen
die vielen verschiedenen Lernplattformen und Konferenztools beherrschen, die technischen Herausforderungen angefangen beim Merken des Passwortes meistern, den Überblick über die Aufgaben wahren, sich nicht in der digitalen Welt verlieren – selbst wenn die Technik zu Hause existiert, brauchen doch viele Kinder nach wie vor Unterstützung. Deshalb und weil das Team vom Stadtteilbüro durch die beiden Lockdowns und die strengen Coronaschutzmaßnahmen zwischenzeitlich ziemlich ausgebremst wurde, freute es sich sehr über die Genehmigung ihres Projektantrags „Gouleykids@digital“ durch die Stiftung Wohlfahrtspflege, die ein Corona-Sonderprogramm für ein Jahr aufgelegt hatte.
Nicht ohne Hintersinn bezieht sich der Projektname auf das seit April 2019 laufende Projekt „Gouleykids – gesundes Aufwachsen im Quartier Würselen-Morsbach“. Das wurde zwar um ein Jahr bis Ende 2021 verlängert, weil die Pandemie vieles unmöglich machte, beinhaltet aber den gerade jetzt geforderten digitalen Fokus nicht. Der kommt jetzt mit Gouleykids@digital dazu. Dazu gehört die
Unterstützung von Kindern mit Hilfe von digitalen Medien, die digitale Beratung und Schulung für Eltern und Familien, die Entwicklung von Angeboten zur gesunden Ernährung im digitalen Kontext sowie ein digitaler Quartierstreff. Im November ist das Projekt gestartet. Und konnte doch durch die strengeren Maßnahmen noch nicht richtig in Fahrt kommen.
Der – kalte – Pädagogische Mittagstisch aus dem Gouleykids-Projekt, der eine Mahlzeit und Hausaufgabenbetreuung für zwölf benachteiligte Grundschulkinder des Viertels sicherte, musste auf Einzelbetreuung umgestellt werden. Zumindest konnten über Projektmittel Tablets angeschafft werden, mit denen die Kinder die Aufgaben im Distanzlernen erledigen konnten. „Die Kinder können aber nur noch kurz hier sein, deshalb dreht sich alles nur noch ums schulische Lernen“, bedauerte Sozialpädagogin Iman Al Zabibi.
Keller, Al Zabibi und Lars Abelshausen, die mit dem neuen Digitalprojekt des Kinderschutzbundes betraut wurden, bereiten sich dennoch auf die Zeit vor, wenn wieder etwas mehr Leben im Stadtteilbüro möglich ist. Ideen haben sie nämlich viele: Mit Unterstützung eines Informatikstudenten soll es ein „Digicafé“ für Jugendliche geben, in dem sie zum Beispiel eigene Podcasts und Videos erstellen oder auch Fotos mit professioneller Software bearbeiten können. Jugendliche sollen als Digitallotsen gefunden werden.
Gerade installiert wurde „freekey“, freies W-LAN, das bereits einige beim Kinderschutzbund angebundene Familien des Viertels vor allem fürs Homeschooling nutzen, weil sie selbst nicht oder nur über schlechtes Internet verfügen. Zusammen mit dem Medienpädagogischen Zentrum entwickelt das Team außerdem einen „Digi-Pass“, der Kinder und Eltern schult, wie man sicher und gesund surft und soziale Netzwerke nutzt, ohne aus der analogen Welt zu entschwinden. Für Eltern wird überdies eine Online-Beratung für Erziehungsfragen aufgebaut.
Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, ist sehr froh um die zusätzlichen Projektmittel aus „Gouleykids“ und „Gouleykids@digital“. „Von dem Geld, was wir von der Kommune bekommen, können wir diese Breite an Angeboten nicht leisten. Aber nur so erreichen wir Menschen in verschiedenen Lebenslagen und über die Generationen hinweg“, mahnte sie.