Neues Jugendbüro in Morsbach eröffnet

Speziell für 12- bis 18-Jährige hat der Kinderschutzbund (DKSB) im Gouley-Wohnviertel zusätzliche Räume angemietet. Was die Einrichtung von anderen unterscheidet.

Ein engagiertes Team für die jungen Leute: (v.l.) Ben Keller, Laura Keller und Bertan Comert.

Ausschnitt Aachener Zeitung vom 10.06.2025

„Es ist immer besser, Projekte mit Jugendlichen zu machen als Projekte für Jugendliche“, lobt Bürgermeister Roger Nießen zu Beginn der kleinen Einweihungsfeier das Konzept des DKSB. Und das Jugendbüro sei ein Musterbeispiel dafür, wie man Wünsche und Bedürfnisse von jungen Menschen erfasst und tatsächlich auch umsetzt. Das Eröffnungsgeschenk des Bürgermeisters zeigt, dass die Stadt ebenfalls ernst nimmt, was junge Leute mögen: Der Präsentkorb ist nämlich nicht mit Obst und Fruchtsäften gefüllt, sondern mit einem beeindruckenden, bunten Sortiment an Köstlichkeiten, die nicht unbedingt in die Kategorie „gesund“ fallen. 

Mit flottem Logo und zum Anbeißen: die eigens zur Eröffnung gebackene Jugendbüro-Torte.

Nicht nur das freut die anwesenden Jungs, Mädchen kommen interessanterweise bisher noch so gut wie keine. Die Jugendlichen wohnen fast alle in der näheren Umgebung und haben bei der Entstehung „ihrer“ Räume wochenlang mit angepackt, sie konnten die Schaffung ihres zweiten Zuhauses Schritt für Schritt miterleben. Das Ergebnis lässt sich sehen, die Jugendlichen begrüßen wie Hausherren die Gäste und zeigen ihren Stolz sowohl verbal als auch nonverbal. Sogar ein Büfett haben sie eigenhändig vorbereitet. Der riesige Kuchen mit der Aufschrift „Jugendbüro“ aber war verständlicherweise eine Nummer zu groß – und wurde daher einem Bäcker überlassen. 

Zwischen den Kids fallen drei junge Erwachsene auf, die sich auf den ersten Blick in ihrem Habitus und ihrem Äußeren nicht signifikant von den Jugendlichen unterscheiden. Es sind Laura Keller, die fest beim Stadtteilbüro angestellt ist, sowie die Werkstudenten Ben Keller (die Namensgleichheit ist zufällig) und Bertan Comert. „Wir arbeiten mit den Jugendlichen auf Augenhöhe und vergessen dabei nicht, welche Verantwortung wir für die positive Entwicklung der jungen Menschen übernommen haben“, betont Laura Keller. Auch das Trio ist begeistert von Konzept und Gestaltung des Büros.

Das Stadtteilbüro des DKSB befindet sich seit 2011 an der Bardenberger Straße 1, ein weiteres Büro in der Nähe speziell für die Zielgruppe der Jugendlichen bis 18 war schon längere Zeit ins Auge gefasst worden. Bisher trieben sich die jungen Leute meist irgendwo draußen herum, sie hatten keine feste Anlaufstelle. Dies führte zwangsweise zu Konflikten mit den Anwohnern, meistens war Lärm die Ursache. „Im Sommer wird gerne draußen auf öffentlichen Bänken gesessen und laut Musik gehört. Das funktioniert aber nicht konfliktfrei. Und jetzt haben wir endlich einen Raum, wo die Jugendlichen geschützt und ohne drohenden Ärger das tun können, was wie wollen“, erklärt Laura Keller.

Mädels sind bislang noch selten: Erst beim Tanz lassen sich  blicken.

Dass Ende 2024 tatsächlich die Wohnung sofort neben dem Stadtteilbüro frei wurde, war ein Glücksfall. Das Jugendamt zahlt die Miete, das Personal für Betreuung und Beaufsichtigung der Jugendlichen wird aus dem bestehenden Personalkontingent des Stadtteilbüros abgezogen. Momentan ist das Büro an drei Tagen geöffnet, weil es keine weiteren Personalmittel gibt. Alle wünschen sich, dass die Öffnungszeiten bald ausgedehnt werden können. 

Die Einrichtung der leer angemieteten Wohnung wurde aus Spenden finanziert, die Jungs halfen beim Möbeltransport und Zusammenbau. Drei Räume plus Bad stehen zur Verfügung. Der große Aufenthaltsraum mit bequemem Ecksofa, TV, Konsole und Tisch ist der zentrale Raum, hier können sich viele Personen gleichzeitig aufhalten. Der deutlich kleinere Bewegungsraum oder Sportraum dient dem wichtigen körperlichen Ausgleich und ist mit Matten, Sitzsack und Boxsack ausgestattet. „Toben wird immer wieder von den Jungen eingefordert, daher ist dieser Bewegungsraum so wichtig“, erläutert Ben Keller. Der dritte Raum mit Telefonanschluss, Internet und Schreibtisch ist als Beratungsraum vorgesehen. 

Der etwas verstaubt anmutende Begriff „Jugendbüro“ war ursprünglich nur als Arbeitstitel gedacht, wurde aber sofort von den Jugendlichen angenommen, daher bleibt es jetzt dabei. Und wenn die Jungs davon reden, ins Büro zu gehen, klingt das durchaus cool. 
Momentan – man mag es kaum glauben – sind analoge Gesellschaftsspiele und alles, was mit Essen zu tun hat, sehr beliebt. Laura Keller: „Wir kochen in der Küche des Stadtteilbüros zusammen und probieren dabei Foodtrends aus dem Internet aus.“ Um den Bekanntheitsgrad des Jugendbüros zu vergrößern, ist bereits ein Flyer gedruckt, die Kooperation mit weiterführenden Schulen soll ausgeweitet werden.