Nordkreis Am Donnerstag feiert Deutschland den weltweiten Kindertag. Der Nachwuchs steht 24 Stunden lang in unserer alternden Gesellschaft da, wo er hingehört: im Mittelpunkt.
Für Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Kinderschutzbund-Ortsverbands Alsdorf, Herzogenrath und Würselen, geht es täglich um die Belange, Bedürfnisse, Rechte und Probleme des Nachwuchses. Unser Redakteur Stefan Klassen hat mit ihr über die aktuelle Situation unserer Kinder gesprochen.
Am Weltkindertag steht der Nachwuchs bei zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen im Mittelpunkt. Auf Kinder- und Familienfesten wird kräftig gefeiert. Gibt es Grund zu feiern?
Ulla Wessels: Nein, denn vieles liegt im Argen. Zwar ist das Leben mit Kindern etwas Außergewöhnliches, etwas sehr Schönes. Aber es wird einem heutzutage sehr schwer gemacht, mit den Kindern auch gut leben zu können.
Dabei sollte man annehmen, dass die Wohlstandsnation Deutschland – mit ihrer dürftigen Geburtenrate weltweit fast Schlusslicht – ihrem raren Nachwuchs besondere Fürsorge und Aufmerksamkeit widmet…
Wessels: …das ist ein Trugschluss und nur in den Sprechblasen der Politiker so. Da geht es um rein demografische Größen und nicht wirklich um die Kinder und Familien. Ginge es darum, dann wäre schon längst etwas passiert.
Woran machen Sie das fest?
Wessels: Viele Kinder leben an der Armutsgrenze. Bei unserer Arbeit mit ihnen merken wir das täglich. Viele zahlen etwa das Geld für das Mittagessen in der Offenen Ganztagsschule oder im Kindergarten nicht. Auch die Beiträge für die Betreuung werden nicht bezahlt.
Ist Besserung in Sicht?
Wessels: Im Gegenteil. Der Trend zur Armut hat sich in den vergangenen Jahren verschärft, nach unserer Erfahrung sind die Zahlen stark gestiegen. In Zeiten von Hartz IV haben die Eltern kein Geld für elementarste Dinge, die Konten sind nicht gedeckt. Uns als Träger treibt das selbst in die finanzielle Krise.
Infos: Der Deutsche Kinderschutzbund, Ortsverband Alsdorf, Herzogenrath, Würselen, hat 34 feste Mitarbeiter.