Danke an die Spender

Würselen. Auch im vergangenen Jahr haben viele Bürger in der Städteregion wieder für die Arbeit des Deutschen Kinderschutzbundes vor Ort gespendet. Im Rahmen der Weihnachtsbaumaktion, die diesmal in den Räumen der Sparkasse am Morlaixplatz stattfand und wo Geschäftsstellenleiter Jochen Hildebrand (r.) auch zur Scheckübergabe eingeladen hatte, kamen 2800 Euro zusammen. „Dies ist zwar leider das geringste Ergebnis seit Bestehen der Aktion, die 2011 ins Leben gerufen wurde.

Die Spendenbereitschaft der Menschen bleibt zwar auf einem hohen Stand, verteilt sich aber mehr“, bedauert Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Kinderschutzbunds Alsdorf/Herzogenrath/Würselen. „Wir danken allen treuen Spendern, die jedes Jahr an uns und unsere Arbeit für Kinder und Familien denken.“ Eingesetzt werden die Mittel zum Beispiel für die Betreuungseinrichtungen an drei Grundschulen, um Kindern einen gesunden Snack anzubieten. Ebenfalls gehen Spenden in das Projekt der Familienpaten, die sich ehrenamtlich um belastete Familien kümmern. In Herzogenrath wird die sozialpädagogische Kinder- und Jugendgruppe unterstützt.

Foto: Daniela Lövenich, Supersonntag

Falscher Spendensammler unterwegs

Und schon wieder wird der Kinderschutzbund angerufen, dass ein falscher Spendensammler im Namen „des Kinderschutzvereins Würselen“ in Aachen-Verlautenheide unterwegs ist!

Bei diesem Spendensammler, den der Kinderschutzbund schon angezeigt hat, handelt es sich nicht um jemanden aus unserem Verein! Im Gegenteil, haben unsere Recherchen eine sehr dubiose Vereinigung ergeben.

Leider hat sich seit Sommer noch nichts ergeben diesem Spendensammler das Handwerk zu legen, und so sammelt er munter in der gesamten Region – bis Köln – weiter!

Wichtig: Der Deutsche Kinderschutzbund führt keine Haussammlungen durch!

Interview mit Frau Wessels – Kinderrechte

geführt von Thomas Vogel (AN)

Nordkreis Um Kinderrechte geht es am Weltkindertag, der in Deutschland immer am 20. September gefeiert wird. Um Kinderrechte geht es auch Ulla Wessels und ihren Kollegen beim Kinderschutzbund, Ortsverband Würselen-Alsdorf-Herzogenrath. Wessels (57) ist Diplom-Pädagogin, systemische Familientherapeutin, Mediatorin und seit rund 20 Jahren Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbunds im Nordkreis, wo der Verband etliche Angebote und Einrichtungen trägt.

Kindergruppen für Mütter mit Babys, für Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, ein Familienzentrum, eine offene Ganztagsschule, einen Kinderkleiderladen

Unser Redakteur Thomas Vogel hat sie zum Interview getroffen.

Frau Wessels, wie hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren verändert?

Wessels: In vielen Familien sind mittlerweile beide Elternteile erwerbstätig, um den Lebensunterhalt sichern zu können. Und wenn nicht beide Elternteile berufstätig sind, können sie von einem Gehalt oft einfach nicht mehr leben. Das sehen wir zum Beispiel im Kinderkleiderladen, wo die Nachfrage sehr gestiegen ist. Dadurch hat der Druck auf viele Familien enorm zugenommen. Auch die neuen Medien tragen ihren Teil bei. Junge Eltern, die mit Kaffee-to-go in der einen Hand und dem Smartphone in der anderen ihre Kinder in der Kita abgeben, erleben wir immer wieder. Die Erziehungsgestaltung innerhalb der Familie leidet und auch die Rückmeldung der Kolleginnen aus den Beratungsgesprächen zeigt, dass es mit der Erziehungskompetenz der Eltern schwieriger geworden ist.

Der Jahresbericht 2017 des Kinderschutzbundes Würselen, Alsdorf, Herzogenrath hat mit der Feststellung begonnen, dass Kinderarmut in Deutschland als Thema aktueller ist, denn je. Wie schlägt sich das im Nordkreis nieder?

Wessels: Das zeigt sich schon bei der Einschulung, wenn Familien Unterstützung brauchen, ohne die sie Schulmaterialien nicht besorgen könnten. Oder, wie schon angesprochen, erleben wir es in unserem Kleiderladen. Die Kolleginnen machen die Abrechnung einmal im Monat mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Einnahmen sind mit den Jahren immer weiter gestiegen. Aber nicht, weil für ein Höschen dort statt 1 Euro mittlerweile 1,50 Euro verlangt wird, sondern weil immer mehr Familien dort einkaufen müssen.

Am Mittwoch feiert Deutschland den Weltkindertag. Feiern Sie mit?

Wessels: Das machen wir, mit einer Aktion in der offenen Ganztagsschule Weiden-Linden, wo wir gemeinsam mit Eltern und Kindern ein Fest feiern, bei dem es viele Spiele geben wird, wo Hotdogs gemacht werden, bei dem wir aber auch auf Kinderrechte aufmerksam machen wollen.

Wenn Sie zum Weltkindertag einen Wunsch frei hätten — welcher wäre das?

Wessels: Dass Gewalt gegen Kinder in unserer Arbeit keine Rolle mehr spielen muss.

Hat sich die Zahl der Fälle in dieser Hinsicht verändert?

Wessels: Sie bewegt sich auf einem gleichbleibenden Niveau, wobei der Druck in den Familien steigt und auf der Liste der Kindeswohlgefährdungen ein Thema verstärkt auftaucht: Trennung und Scheidung der Eltern. Wenn es in der Vergangenheit um das Thema Kindeswohlgefährdung ging, kamen vor allem sexueller Missbrauch oder Schläge zur Sprache. Aber die Trennungs- und Scheidungsgeschichten und die psychische Gewalt, der Kinder da ausgesetzt sind … das hat eine neue Dimension erreicht. Ich habe selber Beratungen gemacht und erlebt, mit welcher Unversöhnlichkeit sich manche Eltern gegenüberstehen, die ihre Kinder darüber aus dem Blick verlieren. Die Schwierigkeit für Kinder, mit diesen Loyalitätskonflikten zurechtzukommen — das ist ein neues Thema der Kindeswohlgefährdung.

Können sich Familien in solchen Schwierigkeiten an den Kinderschutzbund wenden, und Sie versuchen, das Problem zu entknoten?

Wessels: Wir versuchen es. Es gibt Eltern, die mitarbeiten und es gibt Eltern, da geht es keinen Schritt voran. Eher noch zurück.

Was bleibt in solchen Fällen übrig?

Wessels: Letztendlich, wenn sie so verstrickt sind und nicht mehr in der Lage, nach den Kindern zu schauen, dann kann es nur noch zum Gericht gehen. Da können auch wir dann nichts mehr machen.

Gibt es auf der anderen Seite Ansätze, gegen Kindeswohlgefährdung vorzugehen, von denen Sie wenig halten?

Wessels: Jeder Träger der freien Jugendhilfe muss ein Konzept haben, wie er bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorgeht. Die große Gefahr ist: Wenn man wie ein Elefant in den Porzellanladen in ein Familiensystem hineinpoltert, in dem Missbrauch geschieht, schließt es sich und macht dicht. Der Druck auf die Kinder, zu schweigen und sich nicht mehr zu öffnen, wird größer. Das Jugendamt wird erst in letzter Instanz aktiv. Wenn in einer Kita oder Schule auffällt, dass in einer Familie etwas nicht in Ordnung ist, dann wird zunächst einmal das Gespräch mit den Eltern und dem Kind gesucht. Das ist eine ganz sensible Angelegenheit, bei der es darauf ankommt, die Eltern mit ins Boot zu holen. Was auf keinen Fall geht ist, dass jemand mit Zetteln durch die Straßen läuft und verlangt, es müssten überall Kameras aufgehängt werden. Das ist ein absolutes No-Go.

Gibt es ein Thema, von dem sie sagen: Das ist am drängendsten, da muss sich schnell etwas ändern?

Wessels: Ja, das Thema gibt es und es heißt Kinderbetreuung. Was ich im Moment in Kindergärten und Schulen sehe und was durch den Fachkräftemangel an reiner Verwahrung in Einrichtungen passiert — auf Kosten der Kinder und auf Kosten der Menschen, die dort arbeiten —, das macht mir Sorgen.

Mehr Personal wäre also die Lösung. Sehen Sie, woher das kommen könnte?

Wessels: Nein, im Moment nicht. Wir sind hier in der Euregio und auch die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien sucht dringend Personal, Luxemburg sucht dringend Personal, wir suchen dringend Personal und alle fangen an, sich gegenseitig die Kräfte abzugraben.

Gibt es denn auch Dinge, die sich aus Ihrer Sicht verbessert haben?

Wessels: Der Blick auf die frühkindliche Erziehung, würde ich sagen, hat sich schon verbessert — dass es eben nicht frühkindliche Verwahrung bedeutet. Allerdings gilt die bereits angesprochene Einschränkung: der Personalschlüssel ist, befeuert durch den Mangel an Fachkräften, eine Katastrophe.

Neues Vorstandsmitglied

Am 05.09.2018 wurde Frau Silvia Redlich als neues Vorstandsmitglied in den Vorstand  gewählt. Wir gratulieren.

Zahlreiche Mitglieder erhielten eine Ehrenurkunde für langjährige Mitgliedschaft.

35 Jahre:

Schulz Erwin
Lorenz Christa
Schmitz Alfred
Diehl Rainer
Peltzer Wolfgang
Jörissen Hermann (ist zum Jahresende ausgetreten, will aber spenden)

30 Jahre:

Plum Elisabeth
Müsker Ingjerd
Wollersheim Heinz-Otto
Harst Doris

25 Jahre : Dinslage Rolf

20 Jahre: Hirschmann Gitta

15 Jahre: Barth Bruno

10 Jahre: Kaussen-Lingens Herbert, Ortmanns Nadine

Eine besondere Ehrenurkunde erhielt Frau Ulla Wessels (Geschäftsführerin)  für 20 Jährige Tätigkeit im Verein

Kinderschutzbund: Hilfe leisten, wo ein normaler Familienalltag unmöglich ist

Armut wird ein immer größeres Problem: Die Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes in Würselen, Ulla Wessels, versucht, Familien mit Problemen unter die Arme zu greifen. Foto: Anna Küsters

Würselen. Der Ortsverband Würselen, Herzogenrath und Alsdorf des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) blickt im Jahresbericht auf 2017 zurück. Geschäftsführerin Ulla Wessels erklärt im Gespräch mit Anna Küsters die sinkenden Zahlen der ambulanten Betreuung und erläutert die Arbeit des DKSB.

Der Kinderschutzbund unterstützt Familien, die im Alltag Hilfe bei der Erziehung der Kinder brauchen. Wie sieht ein klassischer Betreuungsfall aus?

Wessels: Einer unserer Familienpaten unterstützt zum Beispiel eine Familie, in der die Mutter Vollzeit arbeitet und der Vater langzeiterkrankt ist. Das Gehalt der Mutter bewegt sich im Niedriglohnsektor, davon kann die Familie nicht leben und nicht sterben. Die Familie hat zwei Kinder und wohnt auf sehr beengtem Raum zusammen, in dem es keine Möglichkeit gibt, gemeinsam zu essen.

Deren Familienhelferin vom Jugendamt hatte von unserem Patenprojekt gehört und den Kontakt hergestellt. Seit dem kümmert sich einmal in der Woche eine Patin um die Kinder und geht mit ihnen auf den Spielplatz, macht Ausflüge, backt mit ihnen und so weiter. Teilweise unterstützen wir Kinder, die im Grundschulalter sind und noch nie gebacken haben, weil es zu Hause an Zeit und Ressourcen fehlt. In vielen Familien sind auch psychische Erkrankungen ein großes Problem, weswegen solche Familienaktivitäten oft nicht möglich sind.

Wie greifen Sie hier ein?

Wessels: Wir bieten eine Gruppe für Kinder mit psychisch kranken Eltern an – die „Kosmos“-Gruppe. Zum einen, um die Kinder zu stärken und zum anderen, um psychischen Erkrankungen bei den Kindern vorzubeugen. Diese Gruppe läuft in Kooperation mit dem jeweiligen Jugendamt. Daran anknüpfend finden auch weitere Nachsorgetreffen statt, damit der Austausch bestehen bleibt. Zudem haben wir montags immer eine Gruppe für Kinder, die Verhaltensauffälligkeiten aufweisen.

Wir bieten ihnen hier die Möglichkeit, soziale Kontakte auch außerhalb der Schule zu knüpfen. Außerdem gibt es die sogenannte Krabbellobby, eine Mutter-Kind-Gruppe. Einige Kinder hatten unseren Spruch „Kinderschutzbund – Die Lobby für Kinder“ gesehen und meinten daraufhin zu ihren Eltern: „Wir gehen jetzt in die Lobby“, weil sie den Begriff nicht zuordnen konnten (lacht). Daran haben wir dann auch den Gruppennamen angelehnt.

Mit Blick auf ihren Jahresbericht 2017 – welche Neuerungen gibt es?

Wessels: 20 Jahre lang konnten wir hier im Stadtteilbüro ambulante Hilfen zur Erziehung anbieten. Wir haben sehr lange darum gekämpft, aber dadurch, dass die Kommunen selbst immer mehr anbieten – was wir durchaus kritisch sehen, als freier Träger der Jugendhilfe und im Rahmen des Subsidiaritätssystems – haben wir letztlich in diesem Bereich immer weniger Anfragen erhalten. Deswegen wurde zu Beginn des vergangenen Jahres die ambulante Hilfe in unserem Fachbereich eingestellt. Daher haben sich die Zahlen dahingehend auch reduziert. Die Angebote im Stadtteilbüro haben wir aber halten können. Der Part der offenen Beratung ist geblieben, und die Nachfrage steigt jährlich. Im Fokus stehen oft Erziehungsschwierigkeiten, Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, Trennung und Scheidung, Umgangsregeln, Geldnöte, aber auch Unterstützung bei der Erstellung von Anträgen.

Und wie erklären Sie sich den Anstieg?

Wessels: Unser niedrigschwelliges Angebot an Beratung und die Tatsache, dass Ratsuchende schnell einen Beratungstermin erhalten, hat sich herum gesprochen. Wir unterliegen der Schweigepflicht, wenn Eltern mit ihren Problemen auf uns zu kommen. Zwar versucht das Jugendamt schon mit vielen präventiven Maßnahmen nicht nur Eingriffsbehörde zu sein, aber letztendlich sind sie es, und das hält manche Eltern ab. Hier ergänzen sich die Angebote. Bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung versuchen wir, Eltern zu anderem Verhalten zu befähigen. Nutzt das nicht, teilen wir den Eltern mit, dass wir uns ans Jugendamt wenden.

Gibt es im Bereich der Beratung in den Gebieten Würselen, Herzogenrath und Alsdorf merkbare Unterschiede?

Wessels: Im Bereich der Beratung kommen größtenteils Familien aus Würselen und Herzogenrath zu uns. Alsdorf ist eher weniger vertreten, da es dort mehrere Beratungsstellen gibt. Das Stadtteilbüro wird auch von der Stadt Würselen finanziert und für dieses Stadtgebiet angeboten. Bei der ambulanten Hilfe haben wir damals auch mit anderen Kommunen zusammengearbeitet.

Ist Armut in Familien vermehrt ein Thema?

Wessels: Ja. Das merken wir zum Beispiel an den steigenden Einnahmen in unserem Kinderkleiderladen. Da können Eltern für wenig Geld Kleidung für ihre Kinder einkaufen, die vorher gespendet wurde. Das macht deutlich, dass Armut wächst. Das andere ist, dass die Kolleginnen in den Schulbetreuungen sagen, dass die Kinder immer öfter mit Hunger kommen. So dass wir jetzt über Spendengelder für ein halbes Jahr einen gesunden Snack anbieten können.


Familienpaten gesucht

Super Sonntag 17.09.2017

Kinderschutzbund freut sich über Ehrenamtler, die sich für andere einsetzen wollen.

Würselen. Der Deutsche Kinderschutzbund Alsdorf-Herzogenrath-Würselen e.V. sucht neue Familienpaten, die sich ehrenamtlich für andere Familien einsetzen möchten. Wer gerne die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen möchte, eine Familie ein oder zwei Mal die Woche zu unterstützen, ist herzlich willkommen! Die Paten spielen zum Beispiel mit dem Kind, damit Mutter oder Vater etwas anderes erledigen können. Gerade Alleinerziehende brauchen einmal Luft zum Durchatmen im durchorganisierten Alltag ohne Pause. Auch Familien mit chronischen Krankheiten freuen sich über eine kleine Auszeit bzw. die Beschäftigung mit einem Kind. Aktuell wird für einen solchen Fall ein Pate oder eine Patin gesucht. Ein regelmäßiger Austausch und Qualifizierungsangebote gehören mit zur Begleitung der ehrenamtlichen Helfer. Inhalte sind unter anderem die besondere Situation von Alleinerziehende, ein Kurs in Erster Hilfe am Kind oder interkulturelle Kommunikation. Interessierte melden sich unter 02405/94488 oder per mail dksb.wuerselen@t-online.de www.kinderschuetzer.info

Ambulante Hilfe wird geschlossen

Der Ortsverband Alsdorf-Herzogenrath-Würselen des Deutschen Kinderschutzbundes musste seinen Dienst „Ambulante Hilfen“ einstellen

Von Sascha Schiffer, Supersonntag 03.09.2017

Vor Ort sein wo es Probleme gibt und hilfsbedürftige Familien in ihrem Alltag unterstützen. Die Ambulanten Hilfen sind eine der wesentlichen Aufgaben des Deutschen Kinderschutzbund Ortsverbands Alsdorf-Herzogenrath-Würselen gewesen, zumindest für die letzten 30 Jahre. Denn einer solchen Arbeit kann nur nachgegangen werden, wenn die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung stehen und dies ist nach drei Jahrzehnten nun nicht mehr der Fall. „Daher mussten wir leider die Entscheidung fällen und unser Angebot der Ambulanten Hilfen vor einem Monat einstellen“, sagt Jürgen Schulz-Wachler, 1. Vorsitzender vom Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Alsdorf-Herzogenrath-Würselen.

SCHULD DARAN SEIEN LAUT SCHULZ-WACHLER VOR ALLEM EINBUßEN IN DREI VERSCHIEDENEN BEREICHEN: „ZUM EINEN WIRD DAS SPENDENAUFKOMMEN IN DEN LETZTEN JAHREN IMMER WENIGER.

Es gibt mittlerweile so viele unterschiedliche Spendenaktionen von Vereinen und Organisationen, so dass manche auf der Strecke bleiben, darunter wir.“ Zum anderen generiere man weniger Einnahmen aus richterlich angeordneten Bußgeldern, die Straftäter an gemeinnützige Organisationen spenden sollen. „Der Staat sackt nämlich immer mehr Gelder selber ein“, sagt der Vorsitzende. Das gleiche Problem, das man mit dem Staat habe, habe man aber leider auch mit der Stadt: „Von der Stadt Würselen bekommen wir leider auch immer weniger Hilfen. Das liegt daran, dass die Stadt zwei neue Mitarbeiter im Jugendamt eingestellt hat, die sich nun um einen ähnlichen Bereich wie unsere Ambulanten Hilfen kümmern“, erklärt Schulz-Wachler. Die Stadt mache diese Arbeit lieber in Eigenregie, da sie damit Gelder einspare, so Schulz-Wachler. „Wir arbeiten immerhin mit hoch qualifiziertem Personal. In der Hochzeit hatten wir fünf Pädagogen, zum Schluss waren es nur noch drei“, sagt der Vorsitzende. Nach der Schließung der Ambulanten Hilfen musste man von diesen drei Pädagogen zwei entlassen. Eine Fachkraft konnte glücklicherweise noch in einem anderen Bereich untergebracht werden, berichtet Schulz-Wachler über die Konsequenzen der Schließung.

Dank an Unterstützer

„Trotzdem wollen wir uns vor allem bei den Bürgern für ihre Unterstützung in den letzten Jahren bedanken“, betont Schulz-Wachler, der als Beispiel die Spendenaktion beim Örtlichen Edeka Bellefroid hervorhebt: „Dort hängt eine Spendendose neben den Pfandautomaten, wo die Leute ihre Pfandbons als Spende für den Kinderschutzbund reinwerfen können.“ Leider war dies nicht genug, um den Dienst der Ambulante Hilfen aufrecht zu erhalten. Für den Vorsitzenden jedoch kein Grund, nicht schon nach vorne auf neue Aktionen und Projekte zu blicken. „In Zukunft wollen wir uns mit den Würselner Vereinen zusammensetzen, die momentane Lage besprechen und auf weitere Unterstützung hoffen“, sagt Schulz-Wachler. Zudem wolle man nun den Fokus auf andere Aspekte der Kinderschutzbund-Arbeit richten, wie die Familienpaten. „Die Familienpaten begleiten unter anderem Familien mit Problemen sowie geflüchtete Familien und unterstützen sie bei Behördengängen, Einkäufen oder im Haushalt“, sagt Schulz-Wachler, der sich auch auf weitere Paten freuen würde. Ein weiteres wichtiges Thema in dem Schulz-Wachler Kapazitäten sieht, ist die Integration. Für ein neues Projekt habe er daher auch schon Kontakt mit Ahmet Özdemir aufgenommen. Der Marketing-Manager und Dozent an der Fachhochschule Köln ist ebenfalls Buchautor und hat mit „Ali & Anton“ sein erstes Kinderbuch geschrieben, dass das Thema Integration behandelt. „Mit ihm wollen wir dann in Kindergärten und Grundschulen gehen und aus dem Buch vorlesen“, sagt Schulz-Wachler, der den Kindern dieses Thema gern näher bringen möchte.


Hilfen für Kinder aus der Region

Kinderschutzbund Alsdorf-Herzogenrath-Würselen startet vorweihnachtlichen Spendenaufruf

Region. Die Kinder des Familienzentrums „Montessori-Kinderhaus Klatschmohn“ waren in den vergangenen Wochen fleißig: Sie bastelten Engelsfiguren und verzierten Christbaumkugeln, um in der Geschäftsstelle Broichweiden der Sparkasse den Weihnachtsbaum zu schmücken.

„Seit zehn Jahren wechseln sich die vier Kindergärten des Ortes mit der Dekoration unserer Tanne ab“, berichtet Geschäftsstellenleiter Leo Jansen. Die Kitas gehören regelmäßig zu den Empfängern, die mit Zweckmitteln aus der sparkasseneigenen Lotterie „PS Sparen und Gewinnen“ bedacht werden. „Kinder sind uns bei der Spendenverteilung sehr wichtig“, betonte Jansen, der es sich nicht nehmen ließ, den Kleinen als Dank für ihren Einsatz und ein kleines adventliches Ständchen persönlich den Tresorraum im Untergeschoss zu zeigen.

Der Träger des Kinderhauses Klatschmohn, der Kinderschutzbund Alsdorf-Herzogenrath-Würselen (DKSB), nutzte die Gelegenheit, um neben dem Weihnachtsbaum eine Spendenbox aufzustellen. Jedes Jahr in der Adventszeit startet der DKSB eine Mailingaktion, um Spendengelder zu akquirieren. „Wir sind auf Zuwendungen angewiesen, um zum Wohle der Kinder in unserer Region fachkompetente Unterstützung und familienfördernde Angebote leisten zu können“, erklärt Geschäftsführerin Ulla Wessels. Der DKSB betreibt Kindergärten, ist in der Offenen Ganztagsschule aktiv und leistet Hilfen zur Erziehung. Vor allem für den letztgenannten Bereich – zu dem etwa Erziehungsbeistandschaften, sozialpädagogische Familienhilfe oder eine Gruppe für Kinder psychisch kranker Eltern gehören – sind Zuwendungen enorm wichtig.

Qualifiziertes
Fachpersonal ist wichtig

Die Stadt bezahlt zwar die ambulanten Hilfen über den sogenannten Fachleistungsstundensatz, doch damit müssen sämtliche Ausgaben wie Personal- und Fahrtkosten, Supervisionen oder Handgeld abgedeckt werden. „Da muss man wirklich hart kalkulieren“, sagt Ulla Wessels. Zudem versucht die Stadt, im Bereich der Hilfen zur Erziehung zu sparen. Wessels: „Gerade in diesem Bereich sollte aber qualifiziertes und für den speziellen Fall gut ausgebildetes Fachpersonal eingesetzt und nicht der preiswerteste Anbieter genommen werden.“

Wer helfen möchte, kann entweder die Spendenbox in der Sparkasse, Hauptstraße 44, befüllen oder direkt an den Kinderschutzbund spenden, der unter Tel. 02405/94488 zu erreichen ist. (loev)

30600 Kinder gelten in der Städteregion als arm

Das sind 16,9 Prozent aller in der Region lebenden Kinder. (im Vergleich: 14,7 % Deutschland, 18,6 % NRW)

Region. Die Zahlen sind alarmierend: In der Städteregion ist laut Bertelsmann-Studie jedes fünfte Kind arm, im Kreis Düren jedes sechste, in den Kreisen Heinsberg und Euskirchen jedes siebte und achte. Damit liegt die Region insgesamt über dem Landesdurchschnitt. Als arm gelten laut Studie Kinder, die in Familien aufwachsen, die von staatlicher Grundsicherung leben.

Hinter der Statistik verbergen sich persönliche Schicksale und Geschichten. Das sind Kinder, die morgens mit leeren Mägen das Haus verlassen, Eltern, die das Mittagessen ihrer Sprösslinge in der Schule nicht zahlen können oder auch Familien, die sich keinen Urlaub leisten können, ja vielleicht sogar nicht mal kleine Unternehmungen.

„Es gibt unterschiedliche Formen der Kinderarmut“, weiß Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes Alsdorf-Herzogenrath-Würselen. „Viele von Armut betroffene Familien wollen in der Gesellschaft nicht auffallen und bemühen sich, mitzuhalten, indem sie ihren Kindern teure Markenkleidung oder das neueste Handy kaufen, obwohl sie sich das eigentlich nicht leisten können. Sie wollen nach außen den Schein wahren“, berichtet Diplom-Sozialpädagogin Gabi Dovern.

Als Leiterin der ambulanten Hilfen zur Erziehung bietet sie im Auftrag und in Kooperation mit den Jugendämtern sozialpädagogische Familienhilfe an. Durch ihre Arbeit bekommt sie täglich zu spüren, was Armut für die Familien bedeutet. „Ich habe schon mitbekommen, dass eine Mutter mit vier Kindern am Wochenende nichts mehr zu essen hatte. Durch Spendengelder konnten wir ihren Kühlschrank mit Grundnahrungsmitteln füllen“, nennt Gabi Dovern ein Beispiel. Besonders gravierend sind die langfristigen Folgen von Armut, denn für viele Kinder, die Hartz IV beziehen, ist sie ein Dauerzustand. Betroffene leiden oftmals unter sozialer Ausgrenzung und unter einem geringen Selbstwertgefühl. Laut Bertelsmann-Studie sind besonders Kinder alleinerziehender Elternteile, Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund und Kinder, die drei oder mehr Geschwister haben von Familienarmut betroffen. Die Mehrheit wächst über einen längeren Zeitraum in Armut auf. 57 Prozent der betroffenen jungen Menschen im Alter von sieben bis unter 15 Jahren bezogen bundesweit drei Jahre und länger staatliche Unterstützung nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Kinderarmut ist kein neues Phänomen. Auffällig ist jedoch, dass die Zahl der Kinder, die auf Hartz IV angewiesen sind, steigt – und das trotz Bildungs- und Teilhabepaket sowie zahlreicher Förder- und Unterstützungsangebote der einzelnen Kommunen. Wie passt das zusammen? „Es gibt zwar staatliche und kommunale Hilfsangebote, aber teilweise ist es hoch kompliziert, den Durchblick zu gewinnen und Anträge zu stellen“, weiß Ulla Wessels.

Zudem sei es nicht einfach, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Die Ursache schreiben Ulla Wessels und Gabi Dovern auch der Politik zu, die bessere Bedingungen für Familien schaffen müsse. Positive Erfahrungen hat sie persönlich im Nachbarland Belgien gemacht, wo ihre Kinder einige Jahre die Schule besucht haben. „Dort gibt es keinen Kita-Beitrag und die erste Schulausstattung für die Kinder haben die Eltern kostenlos bekommen, ganz ohne einen Antrag zu stellen“, erzählt sie.

Neben der materiellen Armut gibt es Eltern, die aus mangelndem Verantwortungsbewusstsein, Unwissenheit oder wegen persönlicher Probleme ihre Kinder vernachlässigen und nicht genug fördern. Hier sind die Kinder nicht nur finanziell, sondern auch emotional benachteiligt. In solchen Fällen ist ein Ausweg besonders schwierig. „Unsere sozialpädagogische Familienhilfe zielt darauf ab, Teufelskreise zu durchbrechen und neue Wege aufzuzeigen. Das ist nicht immer einfach. Egal in welcher Lebenssituation Kinder aufgewachsen sind, befinden sie sich doch in Loyalität zu ihren Eltern. Viele schaffen es nicht, Hilfen anzunehmen, weil sie sich nicht von ihrer Familie abgrenzen wollen und nicht als Außenseiter gelten möchten. Aber natürlich verzeichnen wir auch Erfolge, zum Beispiel wenn wir die Eltern für Veränderungen gewinnen und so eine Entwicklung für die Kinder möglich ist“, berichtet Gabi Dovern. Eine wichtige Funktion haben auch Vereine, Institutionen und Jugendeinrichtungen, die durch kulturelle und soziale Angebote von Armut betroffenen Familien ein Stück gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Der Deutsche Kinderschutzbund Alsdorf-Herzogenrath-Würselen beispielsweise lädt Familien regelmäßig zu Unternehmungen ein wie die einmal jährlich stattfindende Wochenendfahrt. „Gemeinsame Ausflüge sind Glücksmomente, die viele Familien sonst nicht miteinander teilen können“, weiß Ulla Wessels. Auch im Rahmen des Weltkindertags, der in Deutschland am 20. September gefeiert wird, sind in der Region Aktionen geplant, bei denen Themen wie Kinderschutz, Kinderpolitik und vor allem Kinderrechte im Mittelpunkt stehen.

Anzahl und Anteil der Kinder in Familien im SGB-II-Bezug im Jahr 2015: Aachen, Städteregion: 22,5 Prozent (unter drei Jahre), 23,1 Prozent (von drei bis unter sechs Jahre), 19,9 (von sechs bis unter 15 Jahre), 15,6 Prozent (von 15 bis unter 18 Jahre). Unter 18 Jahre insgesamt: 17.113 Kinder und Jugendliche. Düren: 20,5 Prozent (unter drei Jahre), 20,6 Prozent (drei bis unter sechs Jahre), 17,2 Prozent (sechs bis unter 15 Jahre), 12,3 Prozent (15 bis unter 18 Jahre). Unter 18 Jahre insgesamt: 7471. Heinsberg: 17 Prozent (unter drei Jahre), 16,9 Prozent (drei bis unter sechs Jahre), 13,1 Prozent (sechs bis unter 15 Jahre), 9,8 Prozent (15 bis unter 18 Jahre). Unter 18 Jahre insgesamt: 6016. Anmerkung: Die hier verwendete Armutsdefinition bezieht sich auf die sozialstaatlich definierte Armutsgrenze, nach der diejenigen Kinder als arm gelten, die in einer Bedarfsgemeinschaften (BG) leben, also in einem Haushalt, der Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II/Hartz IV) erhält.

Quelle: Super Sonntag (Myriam Weber) 18.09.2016 Foto: Super Sonntag