Wir können hier jetzt richtig was reissen!!

Der Kinderschutzbund bekommt eine Stelle für Quartiersarbeit in Morsbach bewilligt, „Gouleykids“ geht an den Start |

Machen Quartiersarbeit in Morsbach: Ulla Wessels (Mitte), Geschäftsführerin des Kinderschutzbunds Alsdorf-Herzogenrath-Würselen, Laura Keller (vorne), Ramona Eickmanns (hinten) und Claudia Küppers. Foto: zva/Jan Mönch

Würselen.  Um einen Fingerzeig zu geben, wo der Wirkungsbereich von „Gouleykids“ liegt, braucht Ulla Wessels nicht vor die Tür zu gehen. Es reicht ein Blick durch die Terrassentür der Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes in Morsbach.

Man sieht den Innenhof eines großen Wohnblocks, und neben dem Kinderschutzbund ist auch ein großer Teil seiner Klientel ebenda ansässig. Mehr Nähe geht eigentlich nicht.

Wovon gemeinnützige Vereine hingegen selten genug haben, ist Geld für ihre Arbeit. Umso mehr freut sich Ulla Wessels, die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes für Alsdorf, Herzogenrath und Würselen ist, über eine kürzlich zugesagte Förderung für „Gouleykids“. Eine Stelle wird bis Ende 2020 durch das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales finanziert, und zwar über das Programm „Zusammen im Quartier“. Die Stelle ist auch schon besetzt, Ramona Eickmanns, Claudia Küppers und Laura Keller werden sie sich teilen.

Der Name „Gouleykids“ wurde abgeleitet aus der ehemaligen Zeche Gouley, der Untertitel des Projekts lautet „Gesundes Aufwachsen in Morsbach“.

Dass hinsichtlich der entsprechenden Möglichkeiten im Quartier Abhilfe notwendig ist, belegte Ulla Wessels im Förderantrag mit Zahlen, die durch die Städteregion erhoben worden sind. Ein wichtiger Parameter war, dass die Mindestsicherungsquote bei unter 15-Jährigen in Morsbach bei 18,3 Prozent liegt. Das ist deutlich mehr als in Würselen insgesamt, hier liegt die Quote bei 15 Prozent.

Ferienspiele in den Osterferien

Doch auch bei anderen Armutsindikatoren steht das Morsbacher Quartier nicht gut da: Beispielsweise sind fast 40 Prozent der Sechsjährigen nicht zahngesund, je knapp ein Viertel der Kinder sind nicht normalgewichtig und/oder haben Schwierigkeiten mit der Körperkoordination. Probleme wie diese können Ulla Wessels und ihre Kolleginnen nicht im Alleingang lösen.

Sie wollen aber dazu beitragen, dass vorhandene Möglichkeiten zur Hilfe in Anspruch genommen werden. „Es geht um Bewegung, Ernährung, Vernetzung, Nachhaltigkeit und Partizipation“, sagt Wessels. All das soll vor allen Dingen über die Kinder zustande kommen. Kooperationsveträge mit der Wurmtalschule und der „Elefanten“-Kita des DRK gibt es schon, auch das Jugendzentrum Nautilus oder die Tafel sind nicht weit.

Für Kinder ab sechs Jahren werden in der ersten Osterferienwoche Ferienspiele an der Bardenberger Straße 1 stattfinden, und zwar von Montag bis Donnerstag jeweils von 10 bis 14 Uhr. Danach soll es munter weitergehen mit dem Bepflanzen und Pflegen von Beeten, Bewegungsangeboten, Aktionen im Wald und Kochkursen. Feste Termine werden folgen.

Beim Kinderschutzbund hofft man, über die Arbeit mit den Kindern auch mit deren Eltern ins Gespräch zu kommen. Bei vielen hat Ulla Wessels eine hohe Hemmschwelle festgestellt, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Gerade Landsleute blieben gerne unter sich, zu den Alteingesessenen hin bestehe eine gewisse Abgrenzung.

So bildet sich das, was man im größeren Maßstab Parallelgesellschaft nennt. Bezogen auf Morsbach und besonders den Wohnblock an der Bardenberger Straße spricht Ulla Wessels von einer „Enklave“. Es geht auch darum, deren Grenzen aufzuweichen. Die neu formierte Gruppe ist motiviert und guter Dinge. „Wir können jetzt hier richtig was reißen“, freut sich Ulla Wessels. (jpm) Aachener Nachrichten Nordkreis 12.4.2019

Familiemanager als Herzensaufgabe

Der Kinderschutzbund sucht neue Paten für junge Familien mit Unterstützungsbedarf

Birgitte Schwartz (l.) und Vera Quinque (r.) sind überzeugte Familienpatinnen. Ulla Wessels (m.) koordiniert seitens des DKSB / Foto Daniela Lövenich

Von Daniela Lövenich – Supersonntag

Kuscheln, spielen, Ausflüge machen, bei den Hausaufgaben helfen – die Aufgabenbeschreibung dieses „Stellenprofils“ lässt aufhorchen. Bewerber können gerne bereits im fortgeschritteneren Alter sein, sollten im Idealfall Erfahrung im Umgang mit Kindern haben (es zählen auch die eigenen) und bereit sein, mindestens zwei bis drei Stunden pro Woche Zeit für ihren „Job“ mitzubringen. Doch obwohl diese Ausschreibung spannend und vielseitig klingt, mangelt es an „Fachkräften“. Und so kommt es, dass der potenzielle „Arbeitgeber“, der Deutsche Kinderschutzbund Alsdorf-Herzogenrath-Würselen, mehrere offene Stellen zu verzeichnen hat. Doch um welchen Job geht es eigentlich genau? „Wir suchen ehrenamtliche Mitarbeiter, die bereit sind, eine Patenschaft für eine Familie zu übernehmen“, bringt es Geschäftsführerin Ulla Wessels auf den Punkt. „Diese Familienpaten bringen Zeit und ein offenes Ort mit, geben Erziehungstipps und kleine Hilfestellungen im Alltag und kümmern sich vor allem um die Kinder.“

„Pool“ an Paten
kleiner als Nachfrage

Bereits seit drei Jahren vermittelt der DKSB die Ehrenamtlichen an Familien, die Unterstützungsbedarf haben. Meist geschieht das über Anfragen seitens des Jugendamtes. Manchmal melden sich aber auch die Eltern selber. Das Problem: Der „Pool“ an Familienpaten ist kleiner als die Nachfrage.

Vera Quinque findet das schade. Sie ist bereits seit drei Jahren Patin und kümmert sich um zwei Familien – eine mit Flüchtlingshintergrund und eine mit alleinerziehender Mutter. „Dieser sehr jungen Frau fehlte einfach Zeit zum Durchatmen. Sie hatte keine Familie vor Ort, die ihr mit dem Baby hätte helfen können. Sie war sehr bemüht, anfangs aber unsicher und überfordert“, blickt Quinque zurück. „Ich konnte ihr mit kleinen praktischen Tipps und Ratschlägen Hilfestellung in Organisations- und Erziehungsfragen geben und habe gesehen, wie sie zunehmend stabiler und sicherer wurde. Das fand ich sehr schön. Ich habe das Gefühl, sie ein Stück weit begleitet zu haben.“ In „ihrer“ zweiten aus Afrika stammenden Familie engagiert sich Vera Quinque nach wie vor, hilft ihnen beim Einfinden ins System, bei Formalitäten und logistischen Herausforderungen wie dem Kauf und Transport einer gebrauchten Küche. Wie viel Zeit sie pro Woche aufwendet, kann und mag die Familienpatin nicht so recht sagen. „Erstens schwankt das, weil es mal mehr und mal weniger zu tun gibt. Und zweitens ist es ja meine persönliche Entscheidung, wenn ich mehr als zwei bis drei Stunden Engagement aufbringe. Ich gebe da mein Herz rein, wachse mit der Familie und vor allem den Kindern zusammen.“ Die Mutter eines erwachsenen Sohnes vergleicht ihre Aufgabe mit der eines Physiotherapeuten im Krankenhaus – denn das war ihr ursprünglicher Beruf. „Positiv begegnen, unterstützen und motivieren“, bringt sie „ihre“ Formel auf den Punkt.

Brigitte Schwartz hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Ebenfalls seit Beginn des Patenprojekts in Würselen betreut sie eine syrische Familie mit vier Kindern. Da eines der Kinder chronisch erkrankt war, lag der Fokus zunächst auf der Betreuung der Geschwister während der Behandlungszeiten. Häufig hat Brigitte Schwartz auch die Fahrten zum Krankenhaus übernommen. Heute, da glücklicherweise alles gut ausgegangen ist, geht es um Freizeitaktivitäten wie Besuche im Tierpark oder um alltäglichere Dinge wie die Anmeldung in einer Kinderturngruppe. „Die Eltern kennen die vorhandenen Möglichkeiten gar nicht“, hat die Familienpatin festgestellt. „Sie sind dankbar, wenn man sie auf solche Angebote aufmerksam macht. Dann ist ihre Bereitschaft zum Mittun auch sehr groß!“ Brigitte Schwartz zieht ihre Motivation in erster Linie aus der Zuneigung der Kinder ihr gegenüber.

„Ich bin für sie eine wichtige Bezugsperson geworden. Ich habe sie lieb und sie fühlen sich bei mir gut aufgehoben!“ Auch das Verhältnis zu den Eltern ist so gut, dass die deutsche Familienpatin und ihre afghanischen Paten mit ihren jeweiligen Familien Heiligabend auf Burg Wilhelmstein gefeiert haben. „Als wir da alle zusammen saßen, war das ein sehr schönes Bild, das mir zu Herzen gegangen ist!“ Vor ein paar Wochen hatte Brigitte Schwartz einen Unfall. Sie stürzte und zog sich einen komplizierten Armbruch zu. „Da hat sich die Konstellation verändert: Meine Patenfamilie hat sich um mich gekümmert und mir Hilfe angeboten. Das war eine sehr schöne Erfahrung!“ Eine zeitliche Begrenzung für ihr Engagement hat sie sich nicht gesetzt. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Das ist für mich selbstverständlich. Und ich bin wirklich sehr gerne Familienpatin. Für mich ist das genau das Richtige!“

Pate für kleinen
Fußballer gesucht

Ulla Wessels lächelt bei diesen Worten. Sie weiß, dass sich viele grundsätzlich Interessierte Gedanken darüber machen, sich zeitlich zu sehr binden zu lassen. „Wir freuen uns schon sehr, wenn jemand zwei bis drei Stunden Zeit pro Woche mitbringt. Das hilft schon sehr“, stellt sie klar. Aktuell sucht sie einen bevorzugt männlichen Familienpaten, der bereit wäre, mit einem kleinen Jungen aus Afghanistan etwas Zeit zu verbringen und auch mal Fußball zu spielen. Er hat zwei behinderte Geschwister und kommt dadurch manchmal zu kurz, da der Vater oft auf Montage und die Mutter in die Pflege eingebunden ist. Den Familienpaten muss klar sein, dass sie nicht – wie zum Beispiel beim Projekt wellcome – in funktionierende Familien mit Neugeborenem gehen, sondern dass sie auf Familien treffen, die oft vielfältige Probleme zu meistern haben. Vor einem möglichen Einsatz sollen sich deshalb beide Seiten kennenlernen und schauen, ob die Chemie stimmt. Die Familienpaten nehmen an Schulungen über Kommunikationstechniken oder Erste Hilfe teil. Auch der Erfahrungsaustausch untereinander wird regelmäßig gepflegt.

Interessierte wenden sich an Ulla Wessels, Tel. 02405/94488, E-Mail: dksb.wuerselen@t-online.de

Familienpaten sind sehr gefragt

WÜRSELEN Die nackten Zahlen sind nicht besonders beeindruckend, doch die individuellen Ergebnisse und Erfahrungen, das ausgesprochene und unausgesprochene Feedback sind riesig: Seit etwas mehr als drei Jahren hat der Kinderschutzbund in Würselen das Projekt Familienpaten in die Hand genommen.

Drei, die sich für Würselener Familien einsetzen: Projektleiterin Ulla Wessels (Mitte) mit den beiden Patinnen Vera Quinque und Laurentina G. (links). Foto: Ute Steinbusch

Aktuell betreuen sechs Patinnen neun Familien. So wie Laurentina G., die sich einmal pro Woche rund zwei Stunden Zeit nimmt, um die Kinder „ihrer“ Familie zu betreuen, ein wenig Freiraum für die Eltern zu schaffen und das einzubringen, was sie selbst nicht gehabt hat: das familiäre Rückgrat, das unterstützt, wenn es notwendig ist.

„Die Familie hat ansonsten keine Verwandtschaft in der Nähe, die mal einspringen könnte“, berichtet sie. Sie kümmert sich gerne um die Kinder und musste dabei für sich und „ihre“ Familie ausloten, wieviel Hilfe einerseits erwünscht und andererseits leistbar ist.

„Das Projekt Familienpate beruht auf dem Einsatz von Ehrenamtlern. Das ist hier kein Oma-Opa-Projekt, wie es sie anderswo zum Beispiel auch gibt, sondern ein ‚in-der-Woche-Projekt‘, für das ein Ehrenamtler rund zwei bis drei Stunden pro Woche für die jeweilige Familie aufwendet“, schildert Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Kinderschutzbunds mit Sitz an der Bardenberger Straße.

Aktuell sucht der Kinderschutzbund dringend nach Verstärkung. Neben der Betreuung der Familie, deren Zusammenführung mit dem Paten sensibel erfolgt – die Chemie muss stimmen –, sind alle sechs Wochen Austauschtreffen der Paten untereinander und drei- bis viermal im Jahr Fortbildungen im Konzept inbegriffen. Ein Familienpaten-Anwärter muss zudem ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen, immerhin geht es um die enge Betreuung von Kindern.

Vera Quinque ist eine weitere Patin. Sie betreut derzeit zwei alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern und seit kurzem zudem eine Flüchtlingsfamilie. „Über die letzten drei Jahre haben sich die Kinder in meinen Familien so toll entwickelt, das macht richtig Spaß zuzusehen.“ Sie konnte die beiden alleinerziehenden Mütter sogar vernetzen, so dass diese nun auch mal gemeinsam ins Schwimmbad gehen. Einem Jungen im Kindergartenalter hat sie das Vorlesen derart schmackhaft gemacht, dass der nun auf ihren nächsten Besuch brennt, um sich neue Bücher mit ihr zusammen vorzunehmen. „Er hatte eine Hörspielmöglichkeit und hat damit Käpt’n Sharky gehört. Als ich ihn mal gefragt habe, was denn die ganzen Schiffsausdrücke bedeuten, hatte er gar keine Vorstellung. Deshalb lese und arbeite ich nun zuerst mit ihm die Bücher durch, damit er im Anschluss die Hörspiele überhaupt richtig verstehen kann.“ Die engagierte Patin hat beispielsweise bei Möbelanschaffungen schon geholfen, denn in ihrer Familie stehen Hänger und Anhängerkupplung bereit, der Elektriker ist nicht weit.

Doch Ulla Wessels stellt heraus: „Jeder Pate bringt ein, was er oder sie kann und leisten will.“ Bei Vera Quinque geht es auch mal um lebenspraktische Hilfe für die Eltern, wenn zum Beispiel eine Bewerbung zu schreiben ist. Oft sind die Mütter auch froh, Rat und Hilfe von einer Person zu bekommen, die über etwas mehr Lebenserfahrung verfügt.

In ihrer Flüchtlingsfamilie wiederum sieht Vera Quinque ganz neue Herausforderungen. Das Jugendamt hatte den Fall dem Kinderschutzbund angetragen, da die Tochter im Sommer eingeschult werden soll. Doch es mangelt an vielem. „Das Wort Bügeleisen kommt im Kindergarten nicht vor, und die Familie hat zwar Hilfe in der Rückhand, allerdings von Menschen aus ihrer Nachbarschaft mit demselben Migrationshintergrund. Wenn ich nach einem Eimer frage, schaue ich erst mal in verständnislose Gesichter.“ Hier muss sich Vera Quinque selbst am Riemen reißen. „Eigentlich müsste ich mich dort sieben Tage die Woche sehen lassen, aber das ist nicht möglich.“ Deshalb schafft sie, was ihre Möglichkeiten erlauben. Vera Quinque und Laurentina G. haben ihr Patenamt übrigens beide übernommen, nachdem sie von dem Projekt in der Zeitung gelesen haben. Ihr großer Wunsch ist Verstärkung, vielleicht sogar der ein oder andere Mann, der die bislang ausschließlich weiblichen Paten ergänzen würde.

„Die Ehrenamtler leisten hier ganz wichtige Arbeit und werden damit nicht allein gelassen, denn wir reflektieren in der Gruppe das Erlebte. Unser Projekt hat schon vielen geholfen, und wir möchten es für weitere Familien öffnen“, berichtet Ulla Wessels. Die Finanzierung des Projekts für Würselen läuft über die Stadt und mithilfe von Spenden. Ulla Wessels nennt keine Grundvoraussetzungen für die Unterstützung auf Seiten der Familien, auch wenn sie gewichten muss, wenn mehrere Anfragen vorliegen. Allein, mehr Ehrenamtler braucht’s!

Der Deutscher Kinderschutzbund freut sich über Paten-Anwärter, die sich telefonisch unter 02405/94488 oder per Mail unter ulla.wessels@kinderschuetzer.info an die Projektleiterin wenden können.

(ust)

Danke an die Spender

Würselen. Auch im vergangenen Jahr haben viele Bürger in der Städteregion wieder für die Arbeit des Deutschen Kinderschutzbundes vor Ort gespendet. Im Rahmen der Weihnachtsbaumaktion, die diesmal in den Räumen der Sparkasse am Morlaixplatz stattfand und wo Geschäftsstellenleiter Jochen Hildebrand (r.) auch zur Scheckübergabe eingeladen hatte, kamen 2800 Euro zusammen. „Dies ist zwar leider das geringste Ergebnis seit Bestehen der Aktion, die 2011 ins Leben gerufen wurde.

Die Spendenbereitschaft der Menschen bleibt zwar auf einem hohen Stand, verteilt sich aber mehr“, bedauert Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Kinderschutzbunds Alsdorf/Herzogenrath/Würselen. „Wir danken allen treuen Spendern, die jedes Jahr an uns und unsere Arbeit für Kinder und Familien denken.“ Eingesetzt werden die Mittel zum Beispiel für die Betreuungseinrichtungen an drei Grundschulen, um Kindern einen gesunden Snack anzubieten. Ebenfalls gehen Spenden in das Projekt der Familienpaten, die sich ehrenamtlich um belastete Familien kümmern. In Herzogenrath wird die sozialpädagogische Kinder- und Jugendgruppe unterstützt.

Foto: Daniela Lövenich, Supersonntag

Falscher Spendensammler unterwegs

Und schon wieder wird der Kinderschutzbund angerufen, dass ein falscher Spendensammler im Namen „des Kinderschutzvereins Würselen“ in Aachen-Verlautenheide unterwegs ist!

Bei diesem Spendensammler, den der Kinderschutzbund schon angezeigt hat, handelt es sich nicht um jemanden aus unserem Verein! Im Gegenteil, haben unsere Recherchen eine sehr dubiose Vereinigung ergeben.

Leider hat sich seit Sommer noch nichts ergeben diesem Spendensammler das Handwerk zu legen, und so sammelt er munter in der gesamten Region – bis Köln – weiter!

Wichtig: Der Deutsche Kinderschutzbund führt keine Haussammlungen durch!

Interview mit Frau Wessels – Kinderrechte

geführt von Thomas Vogel (AN)

Nordkreis Um Kinderrechte geht es am Weltkindertag, der in Deutschland immer am 20. September gefeiert wird. Um Kinderrechte geht es auch Ulla Wessels und ihren Kollegen beim Kinderschutzbund, Ortsverband Würselen-Alsdorf-Herzogenrath. Wessels (57) ist Diplom-Pädagogin, systemische Familientherapeutin, Mediatorin und seit rund 20 Jahren Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbunds im Nordkreis, wo der Verband etliche Angebote und Einrichtungen trägt.

Kindergruppen für Mütter mit Babys, für Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, ein Familienzentrum, eine offene Ganztagsschule, einen Kinderkleiderladen

Unser Redakteur Thomas Vogel hat sie zum Interview getroffen.

Frau Wessels, wie hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren verändert?

Wessels: In vielen Familien sind mittlerweile beide Elternteile erwerbstätig, um den Lebensunterhalt sichern zu können. Und wenn nicht beide Elternteile berufstätig sind, können sie von einem Gehalt oft einfach nicht mehr leben. Das sehen wir zum Beispiel im Kinderkleiderladen, wo die Nachfrage sehr gestiegen ist. Dadurch hat der Druck auf viele Familien enorm zugenommen. Auch die neuen Medien tragen ihren Teil bei. Junge Eltern, die mit Kaffee-to-go in der einen Hand und dem Smartphone in der anderen ihre Kinder in der Kita abgeben, erleben wir immer wieder. Die Erziehungsgestaltung innerhalb der Familie leidet und auch die Rückmeldung der Kolleginnen aus den Beratungsgesprächen zeigt, dass es mit der Erziehungskompetenz der Eltern schwieriger geworden ist.

Der Jahresbericht 2017 des Kinderschutzbundes Würselen, Alsdorf, Herzogenrath hat mit der Feststellung begonnen, dass Kinderarmut in Deutschland als Thema aktueller ist, denn je. Wie schlägt sich das im Nordkreis nieder?

Wessels: Das zeigt sich schon bei der Einschulung, wenn Familien Unterstützung brauchen, ohne die sie Schulmaterialien nicht besorgen könnten. Oder, wie schon angesprochen, erleben wir es in unserem Kleiderladen. Die Kolleginnen machen die Abrechnung einmal im Monat mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Einnahmen sind mit den Jahren immer weiter gestiegen. Aber nicht, weil für ein Höschen dort statt 1 Euro mittlerweile 1,50 Euro verlangt wird, sondern weil immer mehr Familien dort einkaufen müssen.

Am Mittwoch feiert Deutschland den Weltkindertag. Feiern Sie mit?

Wessels: Das machen wir, mit einer Aktion in der offenen Ganztagsschule Weiden-Linden, wo wir gemeinsam mit Eltern und Kindern ein Fest feiern, bei dem es viele Spiele geben wird, wo Hotdogs gemacht werden, bei dem wir aber auch auf Kinderrechte aufmerksam machen wollen.

Wenn Sie zum Weltkindertag einen Wunsch frei hätten — welcher wäre das?

Wessels: Dass Gewalt gegen Kinder in unserer Arbeit keine Rolle mehr spielen muss.

Hat sich die Zahl der Fälle in dieser Hinsicht verändert?

Wessels: Sie bewegt sich auf einem gleichbleibenden Niveau, wobei der Druck in den Familien steigt und auf der Liste der Kindeswohlgefährdungen ein Thema verstärkt auftaucht: Trennung und Scheidung der Eltern. Wenn es in der Vergangenheit um das Thema Kindeswohlgefährdung ging, kamen vor allem sexueller Missbrauch oder Schläge zur Sprache. Aber die Trennungs- und Scheidungsgeschichten und die psychische Gewalt, der Kinder da ausgesetzt sind … das hat eine neue Dimension erreicht. Ich habe selber Beratungen gemacht und erlebt, mit welcher Unversöhnlichkeit sich manche Eltern gegenüberstehen, die ihre Kinder darüber aus dem Blick verlieren. Die Schwierigkeit für Kinder, mit diesen Loyalitätskonflikten zurechtzukommen — das ist ein neues Thema der Kindeswohlgefährdung.

Können sich Familien in solchen Schwierigkeiten an den Kinderschutzbund wenden, und Sie versuchen, das Problem zu entknoten?

Wessels: Wir versuchen es. Es gibt Eltern, die mitarbeiten und es gibt Eltern, da geht es keinen Schritt voran. Eher noch zurück.

Was bleibt in solchen Fällen übrig?

Wessels: Letztendlich, wenn sie so verstrickt sind und nicht mehr in der Lage, nach den Kindern zu schauen, dann kann es nur noch zum Gericht gehen. Da können auch wir dann nichts mehr machen.

Gibt es auf der anderen Seite Ansätze, gegen Kindeswohlgefährdung vorzugehen, von denen Sie wenig halten?

Wessels: Jeder Träger der freien Jugendhilfe muss ein Konzept haben, wie er bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorgeht. Die große Gefahr ist: Wenn man wie ein Elefant in den Porzellanladen in ein Familiensystem hineinpoltert, in dem Missbrauch geschieht, schließt es sich und macht dicht. Der Druck auf die Kinder, zu schweigen und sich nicht mehr zu öffnen, wird größer. Das Jugendamt wird erst in letzter Instanz aktiv. Wenn in einer Kita oder Schule auffällt, dass in einer Familie etwas nicht in Ordnung ist, dann wird zunächst einmal das Gespräch mit den Eltern und dem Kind gesucht. Das ist eine ganz sensible Angelegenheit, bei der es darauf ankommt, die Eltern mit ins Boot zu holen. Was auf keinen Fall geht ist, dass jemand mit Zetteln durch die Straßen läuft und verlangt, es müssten überall Kameras aufgehängt werden. Das ist ein absolutes No-Go.

Gibt es ein Thema, von dem sie sagen: Das ist am drängendsten, da muss sich schnell etwas ändern?

Wessels: Ja, das Thema gibt es und es heißt Kinderbetreuung. Was ich im Moment in Kindergärten und Schulen sehe und was durch den Fachkräftemangel an reiner Verwahrung in Einrichtungen passiert — auf Kosten der Kinder und auf Kosten der Menschen, die dort arbeiten —, das macht mir Sorgen.

Mehr Personal wäre also die Lösung. Sehen Sie, woher das kommen könnte?

Wessels: Nein, im Moment nicht. Wir sind hier in der Euregio und auch die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien sucht dringend Personal, Luxemburg sucht dringend Personal, wir suchen dringend Personal und alle fangen an, sich gegenseitig die Kräfte abzugraben.

Gibt es denn auch Dinge, die sich aus Ihrer Sicht verbessert haben?

Wessels: Der Blick auf die frühkindliche Erziehung, würde ich sagen, hat sich schon verbessert — dass es eben nicht frühkindliche Verwahrung bedeutet. Allerdings gilt die bereits angesprochene Einschränkung: der Personalschlüssel ist, befeuert durch den Mangel an Fachkräften, eine Katastrophe.

Neues Vorstandsmitglied

Am 05.09.2018 wurde Frau Silvia Redlich als neues Vorstandsmitglied in den Vorstand  gewählt. Wir gratulieren.

Zahlreiche Mitglieder erhielten eine Ehrenurkunde für langjährige Mitgliedschaft.

35 Jahre:

Schulz Erwin
Lorenz Christa
Schmitz Alfred
Diehl Rainer
Peltzer Wolfgang
Jörissen Hermann (ist zum Jahresende ausgetreten, will aber spenden)

30 Jahre:

Plum Elisabeth
Müsker Ingjerd
Wollersheim Heinz-Otto
Harst Doris

25 Jahre : Dinslage Rolf

20 Jahre: Hirschmann Gitta

15 Jahre: Barth Bruno

10 Jahre: Kaussen-Lingens Herbert, Ortmanns Nadine

Eine besondere Ehrenurkunde erhielt Frau Ulla Wessels (Geschäftsführerin)  für 20 Jährige Tätigkeit im Verein

Kinderschutzbund: Hilfe leisten, wo ein normaler Familienalltag unmöglich ist

Armut wird ein immer größeres Problem: Die Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes in Würselen, Ulla Wessels, versucht, Familien mit Problemen unter die Arme zu greifen. Foto: Anna Küsters

Würselen. Der Ortsverband Würselen, Herzogenrath und Alsdorf des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) blickt im Jahresbericht auf 2017 zurück. Geschäftsführerin Ulla Wessels erklärt im Gespräch mit Anna Küsters die sinkenden Zahlen der ambulanten Betreuung und erläutert die Arbeit des DKSB.

Der Kinderschutzbund unterstützt Familien, die im Alltag Hilfe bei der Erziehung der Kinder brauchen. Wie sieht ein klassischer Betreuungsfall aus?

Wessels: Einer unserer Familienpaten unterstützt zum Beispiel eine Familie, in der die Mutter Vollzeit arbeitet und der Vater langzeiterkrankt ist. Das Gehalt der Mutter bewegt sich im Niedriglohnsektor, davon kann die Familie nicht leben und nicht sterben. Die Familie hat zwei Kinder und wohnt auf sehr beengtem Raum zusammen, in dem es keine Möglichkeit gibt, gemeinsam zu essen.

Deren Familienhelferin vom Jugendamt hatte von unserem Patenprojekt gehört und den Kontakt hergestellt. Seit dem kümmert sich einmal in der Woche eine Patin um die Kinder und geht mit ihnen auf den Spielplatz, macht Ausflüge, backt mit ihnen und so weiter. Teilweise unterstützen wir Kinder, die im Grundschulalter sind und noch nie gebacken haben, weil es zu Hause an Zeit und Ressourcen fehlt. In vielen Familien sind auch psychische Erkrankungen ein großes Problem, weswegen solche Familienaktivitäten oft nicht möglich sind.

Wie greifen Sie hier ein?

Wessels: Wir bieten eine Gruppe für Kinder mit psychisch kranken Eltern an – die „Kosmos“-Gruppe. Zum einen, um die Kinder zu stärken und zum anderen, um psychischen Erkrankungen bei den Kindern vorzubeugen. Diese Gruppe läuft in Kooperation mit dem jeweiligen Jugendamt. Daran anknüpfend finden auch weitere Nachsorgetreffen statt, damit der Austausch bestehen bleibt. Zudem haben wir montags immer eine Gruppe für Kinder, die Verhaltensauffälligkeiten aufweisen.

Wir bieten ihnen hier die Möglichkeit, soziale Kontakte auch außerhalb der Schule zu knüpfen. Außerdem gibt es die sogenannte Krabbellobby, eine Mutter-Kind-Gruppe. Einige Kinder hatten unseren Spruch „Kinderschutzbund – Die Lobby für Kinder“ gesehen und meinten daraufhin zu ihren Eltern: „Wir gehen jetzt in die Lobby“, weil sie den Begriff nicht zuordnen konnten (lacht). Daran haben wir dann auch den Gruppennamen angelehnt.

Mit Blick auf ihren Jahresbericht 2017 – welche Neuerungen gibt es?

Wessels: 20 Jahre lang konnten wir hier im Stadtteilbüro ambulante Hilfen zur Erziehung anbieten. Wir haben sehr lange darum gekämpft, aber dadurch, dass die Kommunen selbst immer mehr anbieten – was wir durchaus kritisch sehen, als freier Träger der Jugendhilfe und im Rahmen des Subsidiaritätssystems – haben wir letztlich in diesem Bereich immer weniger Anfragen erhalten. Deswegen wurde zu Beginn des vergangenen Jahres die ambulante Hilfe in unserem Fachbereich eingestellt. Daher haben sich die Zahlen dahingehend auch reduziert. Die Angebote im Stadtteilbüro haben wir aber halten können. Der Part der offenen Beratung ist geblieben, und die Nachfrage steigt jährlich. Im Fokus stehen oft Erziehungsschwierigkeiten, Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, Trennung und Scheidung, Umgangsregeln, Geldnöte, aber auch Unterstützung bei der Erstellung von Anträgen.

Und wie erklären Sie sich den Anstieg?

Wessels: Unser niedrigschwelliges Angebot an Beratung und die Tatsache, dass Ratsuchende schnell einen Beratungstermin erhalten, hat sich herum gesprochen. Wir unterliegen der Schweigepflicht, wenn Eltern mit ihren Problemen auf uns zu kommen. Zwar versucht das Jugendamt schon mit vielen präventiven Maßnahmen nicht nur Eingriffsbehörde zu sein, aber letztendlich sind sie es, und das hält manche Eltern ab. Hier ergänzen sich die Angebote. Bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung versuchen wir, Eltern zu anderem Verhalten zu befähigen. Nutzt das nicht, teilen wir den Eltern mit, dass wir uns ans Jugendamt wenden.

Gibt es im Bereich der Beratung in den Gebieten Würselen, Herzogenrath und Alsdorf merkbare Unterschiede?

Wessels: Im Bereich der Beratung kommen größtenteils Familien aus Würselen und Herzogenrath zu uns. Alsdorf ist eher weniger vertreten, da es dort mehrere Beratungsstellen gibt. Das Stadtteilbüro wird auch von der Stadt Würselen finanziert und für dieses Stadtgebiet angeboten. Bei der ambulanten Hilfe haben wir damals auch mit anderen Kommunen zusammengearbeitet.

Ist Armut in Familien vermehrt ein Thema?

Wessels: Ja. Das merken wir zum Beispiel an den steigenden Einnahmen in unserem Kinderkleiderladen. Da können Eltern für wenig Geld Kleidung für ihre Kinder einkaufen, die vorher gespendet wurde. Das macht deutlich, dass Armut wächst. Das andere ist, dass die Kolleginnen in den Schulbetreuungen sagen, dass die Kinder immer öfter mit Hunger kommen. So dass wir jetzt über Spendengelder für ein halbes Jahr einen gesunden Snack anbieten können.


Familienpaten gesucht

Super Sonntag 17.09.2017

Kinderschutzbund freut sich über Ehrenamtler, die sich für andere einsetzen wollen.

Würselen. Der Deutsche Kinderschutzbund Alsdorf-Herzogenrath-Würselen e.V. sucht neue Familienpaten, die sich ehrenamtlich für andere Familien einsetzen möchten. Wer gerne die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen möchte, eine Familie ein oder zwei Mal die Woche zu unterstützen, ist herzlich willkommen! Die Paten spielen zum Beispiel mit dem Kind, damit Mutter oder Vater etwas anderes erledigen können. Gerade Alleinerziehende brauchen einmal Luft zum Durchatmen im durchorganisierten Alltag ohne Pause. Auch Familien mit chronischen Krankheiten freuen sich über eine kleine Auszeit bzw. die Beschäftigung mit einem Kind. Aktuell wird für einen solchen Fall ein Pate oder eine Patin gesucht. Ein regelmäßiger Austausch und Qualifizierungsangebote gehören mit zur Begleitung der ehrenamtlichen Helfer. Inhalte sind unter anderem die besondere Situation von Alleinerziehende, ein Kurs in Erster Hilfe am Kind oder interkulturelle Kommunikation. Interessierte melden sich unter 02405/94488 oder per mail dksb.wuerselen@t-online.de www.kinderschuetzer.info